Die Schafe

 

Entlang des Kerner Schafwanderweges können Sie Kärntner Brillenschafe beobachten, rauhwollige Pommernschafe kennenlernen, das braune Bergschaf bewundern und die Waldschafe entdecken.

Und wer weiß? - Vielleicht entdecken Sie ja mit etwas Glück auch die Krainer Steinschafe, Wenslaydale Langwollschafe, Gotländer Pelzschafe oder Coburger Fuchsschafe, die zwar nicht zur festen Besetzung des Wanderweges gehören, sich aber hin und wieder doch dort zeigen.

 

Die einzelnen Schafrassen leben in kleinen Herden von 5 bis 6 Mutterschafen und unterschiedlich vielen Lämmern. Teilweise ist auch der Bock zum Decken mit bei der Herde, weshalb Sie nie die Schafweide betreten sollten. Ansonsten leben unsere Jungs zusammen in einer kleinen Bockgruppe.


 

 Das Kärntner Brillenschaf

 

Weiße wollige Flecken, die in der grünen Wiese konzentriert vorwärtsgrasen oder im Schatten eines knorrigen Apfelbaums geruhsam wiederkäuen: Dann sind Sie bei unseren Kärntner Brillenschafen angekommen. Kennzeichnend für die ansonsten weißen Brillenschafe sind ihre schwarzen Ringe um die Augen, aus denen die bergbachklaren Augen geduldig blicken. Durch diese dunkle „Brille“ vertragen die Tiere besser das UV-Licht.

 

Schwarze Flecken können auch an der Schnauze und in den unteren Bereichen der breiten, hängenden Ohren vorkommen. Bei einem zufriedenen und entspannten Schaf hängen die Ohren, sie können aber auch aufmerksam nach vorne gedreht sein oder erschreckt nach hinten ragen. Markant ist auch die stark geramste Nase (d.h. der Nasenrücken ist stark hervorgewölbt). Der Kopf ist lang und schmal, unbewollt und ohne Hörner.

 

Das großrahmige Schaf hat seinen züchterischen Ursprung in den Karnischen Alpen im heutigen Slowenien. Es entstand aus einer Kreuzung des alten Landschafes mit dem Paduaner Seidenschaf und dem Original-Bergamasker Riesenschaf aus Oberitalien. Ursprünglich für seine feine Wolle gezüchtet, lag die Nutzung des Kärntner Brillenschafes später vor allem bei seinem feinfasrigen Fleisch.

 

Das muntere Kärntner Brillenschaf ist in den Bergen zu Hause; es ist robust, trittsicher und kommt gut mit hohen Niederschlägen zurecht. Es gilt als futterdankbar und fruchtbar mit guten Muttereigenschaften.

 

Durch die Rassenbereinigung aller Bergschafe um 1939 wurde das Brillenschaf fast vollständig durch „reinweiße“ Bergschafe verdrängt. Nur durch gezielte Züchtungen konnte sich der Bestand der Kärntner Brillenschaf erholen und wird heute wieder in Österreich, vor allem in Kärnten, in Slowenien und im bayerischen Alpen- und Alpenvorland gehalten.

 


Das rauhwollige Pommernschaf

 

„Rau“ ist die Wolle der Pommernschafe gar nicht, vielmehr scheint sich die Bezeichnung von „Grau“ abzuleiten. Denn ihre Wolle kommt in verschiedenen Grauschattierungen von Hellgrau bis Dunkelgrau vor; es gibt aber auch fast (blau-)schwarze Tiere. Sie können auch braune Pommernschafe finden, wobei es sich aber meistens um ursprünglich schwarze Tiere handelt, deren Wolle durch Lichteinstrahlung verbräunt wurde. So unterschiedlich und fleckig ihr Vlies auch ist, allen gemeinsam ist ihr einheitlich schwarzer Kopf und die schwarzen Beine. Die Lämmer der Pommernschafe kommen so auch ganz schwarz zur Welt.

 

Das Pommernschaf ist ein mittelgroßes, feinknochiges Schaf mit einem keilförmigen Kopf ohne Hörner. Von ihm stehen die eher kleinen Ohren straff ab, dunkle Augen schauen die Besucher fragend an.

 

Pommernschafe sind eine jahrhundertealte Rasse, deren Ursprungsgebiet auf der Insel Rügen und der Pommerschen Küste liegt. An ihre raue Umgebung optimal angepasst, schützt sie ihre kräftige Mischwolle bestens gegen Regen und Wind. Mit ihrer gut (Hand-)spinnbaren Wolle lassen sich witterungsfeste Kleidungsstücke fertigen. Genügsam, gesund und ruhig wie das Pommernschaf ist, galt es im Ursprungsgebiet als die Kuh des armen Mannes. Auch kleine, unwegsame oder feuchte Weidestücke konnten mit dem pommerschen Landschaf noch gut genutzt werden. Dabei wurde nicht nur die Wolle, auch sein wildbrett-artig schmeckendes Fleisch wurde geschätzt.

 

Aufgrund seiner hohen Fleischwüchsigkeit und guten Mischwolle war das rauhwollige Pommernschaf bis Mitte des 20. Jhd. auf kleineren Höfen in dieser Gegend weit verbreitet. Doch durch den Vereinheitlichungstrend in der modernen Tierzucht geriet das rauhwollige Pommernschaf in Vergessenheit und war schon fast ausgestorben. Nur mit 60-70 Schafen und 7 Böcken konnte ab 1982 durch intensive Bemühungen die heutige Zuchtlinie begründet werden.


Das braune Bergschaf

 

Seine langen und breiten hängenden Ohren fallen dem Betrachter wohl als erstes auf und verleihen dem Braunen Bergschaf einen verschmitzten Eindruck. Sein schmaler, ramsnasiger Kopf ziert eine kleine Wollhaube; beide Geschlechter tragen keine Hörner. Die Fellfarbe des Braunen Bergschafes liegt zwischen cognacfarben und sattbraun. Im Sommer und je länger das Fell ist, desto heller wird es. Das Vlies der Lämmer ist von dunkelbrauner Farbe. Zu Hause ist das robuste Braune Bergschaf im Alpenraum und ist auch an diese raue und steile Region optimal angepasst. Gezüchtet wurde das Bergschaf durch eine Kreuzung des Steinschafs mit Bergamasker Schafen.

 

Als eigene Rasse gibt es das Braune Bergschaf noch gar nicht lange. Früher wurden Bergschafe in verschiedenen Fellfarben (weiß, schwarz, braun, gefleckt…) gezüchtet und lebten in bunt gemischten Herden. Um aber einheitliche braune Wolle verwenden zu können, die nicht mehr gefärbt werden musste, wurden gezielt braune Bergschafe selektiert. Ihre Wolle lässt sich gut verfilzen und verspinnen, um Strickwaren, Loden und Teppiche herzustellen. Herzog Ludwig Wilhelm soll eine große Herde besitzt haben, um seine Jäger und Dienstboten in brauner Tracht bekleiden zu können.

 

Doch durch die sinkende Nachfrage nach heimischer Wolle, wurde vor allem das weiße Bergschaf gezüchtet, das ein höheres Schlachtgewicht aufweist. Fast schon ausgestorben, erkannten die Schäfer wieder die Vorteile das Braunen Bergschafes und es wurde 1977 als eigene Rasse eingetragen. Das Braune Bergschaf ist gesund, sehr fruchtbar (asaisonal) und weist gute Muttereigenschaften auf, wodurch es wieder wirtschaftlich attraktiv wurde. Sein fettarmes Fleisch wird als würzig und delikat beschrieben, bestes Lammfleisch!


Das Waldschaf

Typisch für ein Waldschaf ist, wie völlig untypisch es aussieht. Denn Waldschafe haben kein charakteristisches Aussehen, wie wir es von anderen Schafrassen gewohnt sind. Das feingliedrige Schaf kann klein bis mittelgroß sein, das Wollvlies ist meist hell, es gibt aber auch braune, graue, schwarze und sogar gescheckte Tiere. Es gibt gehörnte und ungehörnte Tiere - die Böcke tragen dabei teilweise ausladenden Widderhörner. Auffallend sind bei weißen Schafen Pigmentflecken, die an den unbewollten Stellen auftreten können. Von meist zierlichen Kopf des Waldschafes mit bewollter Stirn stehen die kurzen, spitzen Ohren neugierig waagerecht ab.

Das Waldschaf wurde meist zur Selbstversorgung (Wolle, Fleisch, Fell) in kleinen Herden gehalten und fand nicht viel Beachtung. Auch einfach als "s´Schaf" bezeichnet, wurde es nie im Sinne einer Leistungszucht gezielt geüchtet. So entstand eine robuste, umgängliche, standorttreue, leichtfuttrige und fruchtbare Schafrasse mit guten Muttereigenschaften.

Doch wie viele gut angepasste Nutztierrassen wäre das Waldschaf fast ausgestorben, wenn nicht in den späten 1980er Jahren bayrische Schafzüchter die letzen Schafe zusammengesucht und eine neue Zuchtlinie gegründet hätten.
Charakteristisch für das Waldschaf ist seine Mischwolle mit einem hohen Anteil an Wollfasern, die die Tiere hervorragend vor den klimatischen Bedingungen im Mittelgebirge schützen. Die Wolle eignet sich gut zum Handspinnen und Filzen. In Haslach (Österreich) wird daraus ein spezielles Waldschaftweedgarn gesponnen.
Aber auch das Fleisch des Waldschafes wird mittlerweile geschätzt: es ist sehr fettarm und hat keinen unerwünschten Schafbeigeschmack.


Das Coburger Fuchsschaf

Ein rotbrauner Kopf, der bis hinter die beweglichen Ohren unbewollt ist, mit bernsteinfarbenen Augen, rotbraunen Beinen und einem hellen dichten Vlies- ein Coburger Fuchsschaf!
Bei den verspielten Coburger Lämmern ist noch das gesamte Vlies rot-bis kastanienbraun gefärbt. Ab dem 5. Monat hellt sich die Wolle auf und es entsteht ein hellbeiges Vlies durchzogen von rötlichen bis goldenen Fasern, das sog. goldene Vlies.

Diesem besonderen Farbenspiel verdankt das Coburger Fuchsschaf vielleicht sogar seon Überleben als Rasse.

Vor dem 2. Weltkrieg herrschte in der Schafzucht ein hoher Leistungswettbewerb und viel Landrassen warem vom Aussterben bedroht. Der schwäbische Schäfer- und Tuchmeister Otto Stritzel fand aber für seinen Tweedstoff besonderen Gefallen an der Wolle der Coburger Füchse und züchtete im Fichtelgebirge mit diesen edlen Schafen weiter.

Durch seine Initiative begannen später auch andere Schäfer wieder Fuchsschafe zu züchten.
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser alten Landschafrasse sind die europäischen Mittelgebirge wie Hunsrück und Eifel. In der Provinz Coburg waren Anfang des 20. Jahrhunderts 60% des Schafbestandes fuchsköpfige, schlichtwollige Schafe. Seit 1966 ist das Coburger Fuchsschaf als Rasse von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) anerkannt.
Gut an die bergigen Verhältnisse angepasst, gilt diese mittelgroße Rasse als genügsam, futterdankbar, robust, bodenständig und langlebig. Schon früher wurde das Coburger Fuchsschaf auch zur Landschafspflege eingesetzt. Neben seiner Wolle, die sich gut zum Handspinnen, Filzen und Weben eignet, wird mittlerweile auch sein feinfaseriges Fleisch von Feinschmeckern geschätzt.


Das Krainer Steinschaf

Vom ausgestorbenen Torfschaf, das schon in der Jungsteinzeit als Hausschaf gehalten wurde, stammt das Krainer Steinschaf vermutlich ab. So ist seine Statur noch immer sehr ursprünglich und besonders feingliedrig. Im Gegensatz zu anderen Steinschaf-Rassen, in die italienische Bergamaskerschafe eingekreuzt wurden, und gilt in dieser zartgliedrigen Form als eine vom Aussterben bedrohte Steinschaf-Rasse. Auch der asaisonale Brunstzyklus (d.h. sie sind das ganze Jahr über im Rahmen ihrer Zyklen empfängnisbereit) zeugt noch von ihrer Ursprünglichkeit.

 

Lang und schmal ist der unbewollte Kopf des edelmütigen Schafes, mit kleinen Ohren und sanften Augen. Die meisten Tiere sind hornlos,nur bei etwa 10% treten Hörner auf.

Die Wolle kommt in vielen Farbschlägen vor, wobei vor allem schwarze und weiße Tiere überwiegen. Seltener sieht man gescheckte oder graue Krainer Steinschafe. Auffallend sind die bunt gezeichneten Köpfe.Das Wollvlies der Teier kann mit seinem lang herabhängenden Deckhaar zottelig wirken, schützt die Tiere aber davor nass zu werden. Die lichtechte Wolle eignet sich besonders zum Filzen und Spinnen, auch naturfarbene Teppiche können daraus hergestellt werden.

 

Das unsprüngliche Verbreitungsgebiet des Krainer Steinschafs liegt in den Jurischen Alpen, im Dreiländereck Slowenien/Kärnten/Friaul. Auch als "Milchschaf der Alpen" bezeichnet, wird es vor allem in Slowenien noch heute wegen seiner Robustheit und gute Futterverwertung zur Milchgewinnung gehalten.

Unter den dortigen trockenen und kargen Bedingungen kann nur das widerstandsfähige Krainer Steinschaf noch genügend Milch geben. In der Provinz Bovec ibt es einen traditionellen mit Krainer Steinschafsmilch hergestellten Hartkäse.

Neben der Landschaftspflege wird in den restlichen Verbreitungsgebieten vor allem das Fleisch des Steinschafs genutzt. Es gilt als wohlschmeckend mit dezent feinwürzigem Aroma. Wenn das Schaf extensiv gehalten wird, enthhält das Fleisch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.


Das Wensleydayle Langwollschaf

Die Heimat dieser Schafe ist das Wensleydale, ein Tal („dale“ bedeutet Tal) in der hügeligen   Landschaft von Yorkshire im Norden Englands. Dort liegt auch das kleine Dörfchen Wensley.

Wensleydales zählen zu den englischen Langwollschafen und sind im Vergleich zu den alten Landschafrassen, welche in Deutschland zu finden sind, eine sehr junge Rasse. Erst 1876 wurde sie offiziell unter dem Namen „Wensleydale" als Rasse eingeführt. Ende der 1830ziger ist der Beginn dieser Rasse zu verzeichnen. Sie geht auf eine Kreuzung von einem Dishley Leicester-Bock Vorfahre der heutigen BlueFaceLeicester) und einer örtlichen Langwoll-Rasse namens Muggs, welche vermutlich Teeswaterschafe waren, zurück. Das berühmteste Schaf aus jener ersten Kreuzung, auf welches man in jeder Rassebeschreibung trifft, ist der Bock Bluecap

 

Das Wensleydale Longwool Schaf ist eine großrahmige langwollige Rasse mit gut ausgeprägter Bemuskelung und eines der schwersten Schafrassen. Sie haben eine Widerristhöhe von 80 bis 90 cm. Die weiblichen Tiere können bis zu 90 kg schwer werden, die männlichen sogar 140 kg. Trotz ihres hohen Gewichts sind Wensleydales stets aufmerksam, wendig und fluchtbereit, bei sonst aber ruhigem Gemüt können sie auch zutraulich und verschmust sein.

 

Charakteristisch für diese Rasse ist ihre ausgesprochen schöne Wolle, welche aus langen, glänzenden Korkenzieherlocken besteht. Die Wolle hängt in feinen Locken lang herab und ist weiß oder braun/schwarz. Neben der einmaligen Wolle sind auch das blaue unbewollte Gesicht und Ohren typisch. Das Gesicht wird weitestgehend von langen Wollsträhnen bedeckt. An der Nase sind sie leicht geramst. Beide Geschlechter sind hornlos und gelten erst mit 3 Jahren als vollständig ausgewachsen.

 


Schafe gehören zu den ältesten Haustieren der Welt

 

Bei allen unseren Schafrassen handelt es sich um alte und teilweise stark vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Das Kärtner Brillenschaf beispielsweise war 1984 die „Gefährdete Nutztierrasse des Jahres“. Früher halfen Nutztiere den Menschen auf vielfältige Weise ihr Tagwerk zu verrichten, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. In den letzten 100 Jahren wurden diese alten Rassen aber von Hochleistungsrassen, die größeren Gewinn versprechen, verdrängt. Dabei haben alte Rassen viele Vorteile. So sind sie genügsamer, widerstandsfähiger, temperamentvoll, fruchtbar und an ihre Umwelt gut angepasst.

 

Mit jeder Tierrasse, die ausstirbt, geht ein Stück Vielfalt verloren, verkleinert sich der Genpool dieser Rasse und macht sie anfälliger. Aber nicht nur aus dieser Hinsicht sollten alte Nutztierassen geschützt werden; sie wurden in einem langen Entwicklungsprozess gezüchtet und haben dabei ihr Verbreitungsgebiet jahrhundertelang mitgeprägt. Alte Nutztierrassen sind ein Kulturgut!

 

Auch die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) hat sich diesem Ziel verschrieben und versucht, die Vielfalt der Nutztierrassen zu erhalten. (Hier gehts zur Homepage der GEH: KLICK )

 

Gemäß ihrem Motto „schützen durch nutzen, erhalten durch aufessen“ nutzen auch wir unsere Schafe.
Wenn Sie Interesse an Fleisch, Fell oder Wollvlies unserer Schafe haben, wenden Sie sich bitte an Christine Brencher.